Eine etwas andere Art von Unterrichtsstunde erlebten die Schüler*innen der Klassen 1L2, 1ES und 2ES mit ihren Lehrer*innen Madame Giret, Frau Thomé und Monsieur Favre am 05.06. in der Jugendkirche Eli.ja.
Francis Boulouart, geboren 1943 in Calais, berichtete sehr anschaulich aus seinem Leben als Kind einer Französin und eines deutschen Wehrmachtsoldaten. Als „fils de Boche“ oder „Bastard“ bezeichnet erlebte er eine Kindheit voller Ausgrenzung und Ablehnung. Die Liebe seiner Mutter, die sich bewusst dazu entschieden hatte, ihn aufzuziehen und nicht abzugeben, war sehr wichtig für ihn. Die ersten fünf Monate seines Lebens wohnte sein Vater sogar mit ihm und seiner Mutter zusammen. Nachdem er dann nach Deutschland zurückgekehrt war, hört beide nie wieder von ihm. Den Zettel, den seine Mutter ihm gegeben hatte und auf dem sich wichtige Informationen über seinen Vater befanden, hob er immer auf. Erst 2005 begab er sich auf die Suche nach seinem deutschen Vater und traf dabei auf seinen Halbbruder Rudi, der ihn nach einigem Zögern auch treffen wollte. Seit diesem Tag steht der Kontakt zwischen beiden und auch bei dem Vortrag war er anwesend und stand den Schüler*innen Rede und Antwort. Francis Boulouart berichtete auch vom unglaublichen Glücksgefühl, das er hatte, als er endlich seinen deutschen Pass in den Händen hielt und sich nicht länger als „Bastard“ fühlte.
Die Schüler*innen stellten im Anschluss an seinen Vortrag noch viele Fragen, die sowohl Francis als auch Rudi gerne beantworteten. Das Wissen der Schüler*innen über die Großregion wurde mit Hilfe eines Kahoots getestet. Die Bestplatzierten erhielten kleine Geschenke.
Fernsehreportage: „Kriegskinder: Brüder bauen Brücken“ (ZDF heute – 6. Juni 2025)
Artikel im DFG-Online-Magazin Camäléon: „Keine Frage, er ist mein Bruder!“ – Kriegskinder-Konferenz mit Francis Boulouart (15. Juni 2025)