Jedes Jahr findet in Saarbrücken eines der wichtigsten Filmfestivals Deutschlands statt: das Max-Ophüls Festival. Sinn dieser Veranstaltung ist es deutschsprachigen Nachwuchsregisseuren, -schauspielern usw. eine Chance zu geben zwischen all den 08/15-Hollywoodfilmen, mit welchen die heutigen Kinos fast vollständig ausgebucht sind, auch mal nach oben zu kommen. Das Festival dauert genau eine Woche lang, in der die verschiedenen Filme in den Saarbrücker Kinos gezeigt werden: Langfilme, Kurzfilme, Dokumentarfilme u.v.m.
Am Ende dieser Woche findet stets eine große Preisverleihung statt, bei welcher dann die besten Festivalfilme gekürt werden. Aber um diese zuerst mal zu ermitteln, gehen viele verschiedene Jurys an den Start. Eine von diesen ist die Schülerjury. Und wie man sicher an dieser Stelle denken kann, hatten wir beide – Valentin Jahnel und Pascal Brach – dieses Jahr die Ehre mit dabei zu sein.
Die Aufgabe aller Jurys ist es innerhalb von vier Tagen alle fünfzehn Wettbewerbsfilme anzuschauen um schließlich ihren persönlichen Gewinner zu ermitteln. In unserem Fall bedeutete das: statt einer Woche Schule, eine Woche Kino! Unser Team bestand aus insgesamt sechs Schülern, alle von verschiedenen Schulen, die sich zuvor für die Jury beworben hatten.
Alles fing am Montagabend (18.1.10) mit dem Eröffnungsfilm „Giulias Verschwinden“ – welcher allerdings nicht zum Wettbewerb gehörte, sondern außer Konkurrenz lief – und der alljährlichen Eröffnungsansprache an. Der eigentliche Wettbewerb startete am nächsten Morgen und ging bis Freitagnacht.
Für uns verlief ein typischer Festival-Tag ungefähr so: Morgens um zehn trafen wir uns mit den anderen Jurymitgliedern und unseren Betreuern im Cinestar. Um viertel nach ging’s dann schon los mit dem ersten Film. Die Wettbewerbslangfilme waren jeweils immer noch mit einem der Wettbewerbskurzfilme (für welche wir leider nicht zuständig waren, sondern die Kurzfilmjury) gekoppelt. Nach ca. 20 min. Kurzfilm lief dann der Langfilm an. Dies konnte ein Actionfilm, ein Liebesfilm, ein Sozialdrama, eine Komödie sein – von den Themen her war so ziemlich alles vertreten. Aber unsere Aufgabe war es als Jury natürlich nicht einfach nur so die Filme über uns ergehen zu lassen, sondern wir mussten uns genauestens darüber Gedanken machen, ob dieser nicht eventuell ein Kandidat für unseren Preis war. Und bei einem Preisgeld von 2.500 € darf man sich natürlich nicht einfach irgendeinen Film aussuchen. Um unseren persönlich besten Film auszuwählen, waren wir vorher bestens ausgestattet worden: jeder von uns bekam eine Tasche mit einem Festivalkatalog, Stifte und Notizblock inklusive Klemmbrett. So konnten wir uns während dem Film schon aufschreiben, was uns gefiel und was nicht (was bei der Dunkelheit im Kinosaal oft nicht so einfach war). In unseren Pausen trafen wir uns dann alle in unserem eigenen Juryraum im Kino, welchen wir auch mit der Hauptjury teilten um dort unsere Ergebnisse zusammenzulegen. Wir sahen jeden Tag insgesamt vier Filme: einen morgen, einen mittags, einen abends und einen nachts. Umgerechnet bedeutete das für uns 8 Stunden Kinosaal. Kein Wunder also, dass der Kinosaal Nr. 1 uns am Ende der Woche fast schon ein zweites zu Hause war… Wenn wir nicht gerade dabei waren Filme zu schauen und zu bewerten, dann gingen wir zu anderen Veranstaltungen im Rahmen des Filmfestivals, wie z.B. der Empfang bei Arte im Hotel „Leidinger“ in Saarbrücken. Dort gab es neben einem riesigen Buffet auch noch die Möglichkeit persönlich mit den Regisseuren und Schauspielern der Filme zu reden. Und alle, die man dort nicht abfangen konnte – traf man spätestens abends in Lola’s Bistro/Garage. Dort fand nämlich jeden Tag nach Ende des letzten Films (ca. halb 12) eine Art „After-Film-Party“ statt. Abgesehen von der Musik, hat uns diese ziemlich gut gefallen: es gab zu trinken, es fanden Diskussionen zu den gesehen Filmen statt und vor allem ergaben sich Gelegenheiten sich mit dem ein oder anderen Regisseur oder Schauspieler zu unterhalten, sich Autogramme zu holen und Fotos zu machen. Meistens waren wir dann erst so gegen halb drei nachts wieder zu Hause, nur um sich für sechs Stunden ins Bett zu legen um am nächsten Morgen wieder zeitig aufzustehen.
So oder so ähnlich verlief für uns die ganze Woche. Wir sahen insgesamt 31 verschiedene Filme, von denen uns 15 zur Auswahl für den Preis standen (naja, 3 Filme waren schon direkt nach der Vorstellung bei uns allen außen vor…), wir besprachen die verschiedenen Eindrücke der Filme und wurden innerhalb dieser 4 intensiven Kino-Tage von „Ich mag jeden Film, den ich mir anschaue“-Leuten zu richtig harten Kritikern. Zudem machten wir viele neue Bekanntschaften, wie z.B. mit den Regisseuren Marco Kreuzpaintner („Krabat“) und Simon Verhoeven („Männerherzen“) und auch mit etlichen Schauspielern.
Der Höhepunkt fand schließlich am Samstagabend statt: die Preisverleihung, welche um 20 Uhr in der Congresshalle begann. Vor einem zahlreichen Publikum kam jede der verschiedenen Jurys auf die Bühne um ihren Gewinner bekannt zu geben. Wir waren direkt als Zweites dran und verkündeten den hunderten von Zuschauern, dass unser Preis an den Film „Bis auf Blut – Brüder auf Bewährung“ gehe.
Es war uns nicht leicht gefallen einen einzigen Film von den 15 zur Auswahl stehenden herauszusuchen. Trotzdem schafften wir es, am Ende drei mögliche Kandidaten zu bestimmen. Aber bis wir uns da auf den letztendlichen Gewinner geeinigt hatten, verging ein harter Tag voller Diskussionen und Streitereien, da jeder für einen anderen Film stimmte. Erst am Morgen des Tags der Preisverleihung konnten wir uns endlich festlegen.
Die Verleihung dauerte gut 2 Stunden. Immerhin gab es auch mehr als 10 Jurys, die alle ihre Preise verleihen wollten. Der Max-Ophüls Preis, der von unseren Kollegen von der Hauptjury verliehen wurde, ging an den Film „Schwerkraft“. Der Publikumspreis hingegen, welcher eigentlich der wirkliche Hauptpreis ist (da ja die Filme vor allem Publikum – nicht nur den Jurys – gefallen sollen), ging an denselben Film, den auch wir ausgewählt hatten.
Im Anschluss fand noch eine große „After-Event-Party“ statt, die wir größtenteils bei all den anderen Jurys, Regisseuren und Schauspielern verbrachten – natürlich im VIP-Bereich!
Bericht: Valentin Jahnel