Besonders wenn man denkt, dass man Saarbrücken gut kennt, lohnt es sich, an er Stadtrundfahrt „Nazi-Herrschaft am Beispiel Saarbrückens und des Saarlands“ der Stiftung Demokratie teilzunehmen. Danach sieht man viele Gebäude und Orte mit anderen Augen.
Die Schüler:innen der Klasse 1L2 bestiegen am 28.04. zusammen mit Monsieur Reppert und Frau Thomé den Bus, um zunächst die Entstehungsgeschichte des Staatstheaters im Kontext der Saarabstimmung 1935 vor Ort präsentiert zu bekommen. Von dort ging es weiter, vorbei an der damaligen jüdischen Schule in der Bismarckstraße, zum Grab von Willi Graf auf dem Friedhof St. Johann. Willi Graf war zusammen mit Sophie und Hans Scholl Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die an der Universität in München Flugblätter verteilt hatte, die zum Sturz Adolf Hitlers aufriefen. Ebenfalls befinden sich auf diesem Friedhof die Gräber von Zwangsarbeitern aus Polen und der Sowjetunion.
Die Busfahrt führte uns dann zur Goldenen Bremm, wo sich ab 1934 ein Gefängnis der Gestapo befand. Die Insassen dieses Lagers waren hauptsächlich Zwangsarbeiter, aber es diente auch als Durchgangslager für Verhaftete aus Frankreich, die weiter zu den Konzentrationslagern transportiert werden sollten.
Ein Höhepunkt der Stadtrundfahrt war die Führung durch die Synagoge mit Kantor Benjamin Chait, der uns nicht nur Elemente des jüdischen Glaubens auf humorvolle Art und Weise näherbrachte, sondern auch auf historische und aktuelle Beispiele von Antisemitismus einging, sowie unsere Fragen beantwortete.
Nach einem Spaziergang vorbei an der Stelle, an der bis zur Reichspogromnacht vom 09.11.1938 die ehemalige Synagoge gestanden hatte (Kaiserstraße, Ecke Futterstraße), brachte uns der Bus zum Abschluss zum Historischen Museum am Schlossplatz. Dort befand sich zur Zeit des Nationalsozialismus die Gestapo-Leitstelle und man kann noch die Überreste einer Häftlingszelle sehen, in der Zwangsarbeiter und Oppositionelle aus dem Département Moselle saßen, sowie saarländische Juden, bevor sie abgeschoben wurde.