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DFG-Skilehrfahrt der Klassenstufe 8 ins Pitztal – Ein hochbegabter Novize berichtet

DFG-Skilehrfahrt der Klassenstufe 8 ins Pitztal – Ein hochbegabter Novize berichtet

 Wie jedes Jahr brachen auch heuer 46 Schülerinnen und Schüler und ihre sieben Betreuer zur traditionellen DFG-Skilehrfahrt der Klassenstufe 8 ins Tiroler Pitztal auf.
Welch ein Kontrast: Hier die hektische verregnete Großstadt Saarbrücken, dort das beschauliche sonnendurchströmte Örtchen Stillebach. Sonne und blauer Himmel sollten uns eine ganze Woche auf der Skipiste begleiten.

Erster Tag.
Bevor der Spaß beginnen kann, muss die Ski- und Sicherheitsausrüstung ausgeliehen werden. Runter ins Dorf, Sneaker ausziehen und rein in die ungewohnten Robocop-Schuhe, Schnallen zu. Wie groß, was wiegst du, Anfänger oder Profi? Ratsch, ratsch, schon hat der freundliche Österreichische Mechaniker die Ski eingestellt. Der nächste bitte! Das dauert trotzdem eine ganze Weile. Beim Abendessen treffen sich alle wieder. Dieses Essen ist das erste in einer ganzen Reihe von internationalen und österreichischen Köstlichkeiten. Mal Pommes mit Riesenschnitzel (gefühlter Quadratmeter), oder Serviettenknödel mit Gulasch. Immer mit Vor- und Nachtisch. Am besten war der original Kaiserschmarrn. Dann der Auftakt zu einer Woche der abendlichen Wettbewerbe. Heute machen wir eine Entdeckungs-Rallye durch unseren Wohnort. Wir müssen herausbekommen, mit wie vielen Schlössern die Kapelle abgesperrt ist, und eine geheime Botschaft am Fuße des Wasserfalls entschlüsseln.

Zweiter Tag.
Kernkompetenz „Skifahren“. Wir haben uns in Anfänger, Fortgeschrittene und Profis sortiert – und etwas seltsam aussehende Fahrer, die angeblich mit nur einem Brett unterwegs sind. Mal sehen.
Es geht ganz „guat“! Wir lernen schnell. Der gefährliche Berg von heute Morgen verwandelt sich gegen Ende des Tages in das, was er schon immer gewesen ist: in einen Idiotenhügel. Damit haben wir die Reifeprüfung bestanden. Morgen geht es auf den Gletscher.

Dritter Tag.
DER PITZTALGLETSCHER! Wir nähern uns dem Ungetüm durch seinen Bauch, also durch einen Tunnel, der schlappe 1100 Meter steil aufstrebend durch den Fels gebohrt ist. Eigentlich ganz passend, denn während der Fahrt bringt sich bei manchem das Frühstück nun unsanft in Erinnerung. Warmmachen mit Jenny, Phillip und einer gewissen Laurenzia (österreichische Wadenkillerin?). Tellerlift am Vormittag, wir feilen an der Technik. Ich bin überrascht, wie biegsam manche Schülerbeine sind. Da liegen die Schüler teils mit bizarr verknoteten Beinen auf der Piste, ein Ski nach oben, einer nach unten. Man hört nur einen kurzen Fluch, dann das Keuchen, welches das Entwirren von Stöcken, Skiern und Beinen begleitet. Auf und weiter! Niemand wird sich in dieser Woche verletzten, eine gute Nachricht.
Am Nachmittag dann schon die ersten zaghaften Versuche mit dem Ankerlift. Allein das Hochfahren hat es schon in sich. Die eine Hälfte fällt unterwegs aus der Spur, die Überlebenden kämpfen mit den Resten ihrer Oberschenkelmuskulatur. Dazu ein mulmiges Gefühl: Ganz schön steil! Nix Idiotenhügel. Geiles Panorama? Kann sein, ich hab grad andere Probleme!! Der Lehrer kommt, der kann´s, geleitet vor uns sanft hinab ins Tal, wir stolpern hinterher. Geschafft! Schicht! Fertig für heute! Glykogenspeicher bei Doris auffüllen.
Was geht eigentlich sonst so ab? Schwerer Busunfall in der Schweiz, Schnick-Schnack-Bayern im Torrausch, immer noch Assad in Syrien. Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten. Die Lehrer haben alle Handys eingesammelt. Nicht schlimm. Ich lerne hier meine Mitschüler und auch die Mitschülerinnen erst richtig kennen, obwohl ich doch schon so lange mit ihnen zusammen die Schulbank drücke.

Vierter Tag.
AUFSTEHEN! DIE SONNE LACHT! Schon wieder! Sind wir hier auf Malle? Meine Beine führen die Steuerbefehle nur widerwillig aus. Alle Synapsen feuern was das Zeug hält. So langsam komme ich in die Schwünge. Uuund hopp, uuund hopp, … . Geht wieder ganz “guat”.
Mit der Pitz Panorama Bahn, der höchsten Seilbahn Österreichs, geht es auf den Hinteren Brunnenkogel. Wir genießen die Aussicht auf Gipfel, Gletscher und Täler. Eigentlich Todeszone hier oben auf 3000m, absolut lebensfeindlich. Die Herren Boese und Collet sowie Frau Knopp mahnen zum Aufbruch. Ähm? Waaas? Daaa sollen wir runter? Ein schmaler weißer Teppich führt in die Tiefe. Links droht der messerscharfe Fels, rechts gähnt der Abgrund hungrig herauf, abgeschirmt nur durch eine Absperrung, die ganz offenbar rein psychologische Funktion hat. Die Beine schlottern, die Zellen schreien nach Magnesium, die Kanten greifen periodisch scharrend ins Eis. AAAAAAAAAHHHHH!!!! Geschafft. Wir sind die Größten! Heute zur Abwechslung ins Sauerstoffzelt?

Fünfter Tag.
Die Ereignisse überschlagen sich: Frau Bischoff schnallt sich den zweiten Ski an und übernimmt die Profis; Seppl erklimmt mit 93,6 km/h den Speed-Olymp; Herr Bambach tauscht seine Skier gegen die harten Profibretter, wird aber bei seinem letzten Angriff auf die Spitzenposition durch einen Defekt in der Messtechnik gestoppt.
Der letzte Abend kommt heran. War´s das etwa schon? Ein letzter Wettkampf um Schokolade, Gummibärchen und Ehre. Die Lichter gehen aus, Zimmerrundgang, letzte tiefschürfende Analysen der Schneebeschaffenheit, der Fahrtechnik und der aufgeschobenen Hausaufgaben mit den Kollegen. Die Augen fallen mehr oder weniger spät zu. Nnnnccchhhhh!

Letzter Tag.
Letztes Frühstück. Packen. Nachdem sich das Kofferchaos aufgelöst hat, rauschen wir in den noch warmen Sitzen der Neuankömmlinge in die Heimat. Sofort wird klar: Nicht jedes Frühstück wird es an diesem Morgen über die Grenze schaffen.
Zurück in Saarbrücken – Ironie der Geschichte: Wir müssen unsere Handschuhe wieder auspacken – Malle wir kommen!

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