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DFG-Schülerin Léana Montana Jury-Mitglied beim Max Ophüls-Festival

DFG-Schülerin Léana Montana Jury-Mitglied beim Max Ophüls-Festival

Léana Montana au festival Max Ophüls
Foto: Oliver Dietze

DFG-Schülerin Léana Montana aus der Klasse 1L2 war beim vergangenen Max Ophüls-Festival als Jury-Mitglied ganz nah dabei. Hier ihr Bericht:

Das Filmfestival Max Ophüls Preis ist ein renommiertes Filmfestival, das seit 1980 alljährlich in Saarbrücken stattfindet.

Der von Albrecht Stuby ins Leben gerufene Wettbewerb steht allen deutschsprachigen Filmschaffenenden offen und gilt als eines der bedeutendsten Foren für den jungen deutschen Film. Ob Langfilm, Mittellangfilm, Kurzfilm oder Dokumentarfilm, alle Filmgenres werden vorgeführt und von verschiedenen Jurys analysiert und bewertet. Eine Woche lang durfte ich im Januar Mitglied der Jugendjury sein.

Einige Monate zuvor hatte meine Englischlehrerin Frau Hawke-Pasterkamp die Möglichkeit einer Jury-MItgliedschaft beim Ophüls-Festival erwähnt. Da ich mich sehr für Kino interessiere, zögerte ich nicht lange und habe per Mail meine Bewerbung an die Agentur geschickt, die für die Auswahl geeigneter Jury-Mitglieder verantwortlich war. Einige Wochen später wurde ich zur Teilnahme an einer Simulation eingeladen. Dabei war ich die einzige Französischsprachige unter den 15 Teilnehmern. Die Organisatorin spielte uns Filmausschnitte vor und wir mussten nacheinander Analysen und Kommentare abgeben, etwa zur Atmosphäre einer Szene, zu dominierenden Farben oder etwa zur Kameraeinstellung. Dabei kam es auf eine gewisse Beobachtungsgabe und eine tiefergehende Interpretation an. Schließlich wurde uns bekanntgegeben, dass nur fünf Jugendliche in die Jury aufgenommen werden können.

Einige Wochen später erhielt ich zu meiner großen Überraschung einen Anruf, dass ich Teil der Jury sei und an einem Infotreffen teilnehmen sollte. Das stellte sich als Wiedersehen mit einigen der Jugendlichen heraus, die ich einige Wochen vorher schon getroffen hatte. Angesichts der Tatsache, dass ich die einzige Frankophone unter deutschsprachigen Juroren war, machte sich bei mir doch etwas Schüchternheit breit. Aber die dauerte nicht lange an, denn die anderen nahmen mir schnell die Nervosität, so dass ich mich ohne Hemmungen an den Diskussionen beteiligte. Uns wurde Filmmaterial vorgelegt, zu dem wir uns über zwei gute Stunden austauschten.

Der 22. Januar war dann der erste Tag einer sehr bereichernden Erfahrung. Wir kamen abends am Cinestar-Kino zur Festivaleröffnung zusammen. Jörn, der Betreuer der Jugendjury, führte uns zum Saal, wo der Eröffnungsfilm vorgeführt wurde. Danach mussten wir Journalisten für eine Fotosession und Interviews zur Verfügung stehen. Die Menschenmenge und der Trubel im Saal waren unglaublich. Erst da wurde mir klar, wie groß und angesehen das Festival in Deutschland ist.

Am nächsten Tag hatten wir ein Treffen mit Jörg, um uns über den FIlm vom Vorabend zu unterhalten. Im Laufe des Tages schauten wir uns vier Langfilme an, die alles andere als langweilig waren. Die Filme waren einzigartig, packend und von größter Originalität. Für die Jurys standen in den Pausen Essen und Getränke zur Verfügung. Insgesamt war der Rhythmus des Festivals atemberaubend. Nach den Filmen mussten wir uns immer schnell in den Jury-Raum begeben, um über den zuvor gesehenen Film zu debattieren. Das alles geschah teilweise im Zeitraum von zehn Minuten. Zum Glück hatten wir hatten wir nachmittags längere Entspannungspausen.

Léana Montana au festival Max Ophüls
Foto : Woithe

Die Tage gehen im immer gleichen Rhythmus vorüber. Freundschaften werden geschlossen und die Stimmung ist freundlich. Wir haben Spaß und die Tage vergehen relativ schnell. Da es sich bei den Filmen um Vorpremièren handelt, stehen die Schauspieler und Regisseure auf der Bühne für Diskussionen und Fragen bereit. Das waren für mich die besten Momente. Die Regisseure über ihre eigenen Filme reden zu hören war sehr interessant und eröffnete uns einen tieferen Einblick in ihr Schaffen. Wir lernten so ihren Blickwinkel auf die eigenen Filme kennen und erfuhren, woher sie ihre Inspiration bezogen. Manchmal gaben sie auch ein paar Anekdoten vom Filmdreh Preis. Freitag war dann unser letzter „Arbeitstag“. Nach dem Anschauen des letzten Films blieben wir bis spät am Abend zusammen, um über den Preisträger der Jugend-Jury für den besten Langfilm zu beraten. Da wir innerhalb der Jury nicht immer einer Meinunge waren, brauchten wr ungefähr eine Stunde, um uns zu einigen.

Der Tag X war dann mit der Preisverleihung gekommen. Am Nachmittag wurde die Preisverleihung geprobt, um Missgeschicke am Abend zu vermeiden. Das alles spielte sich in der Saarbrücker Congresshalle ab, einem großen Saal mit riesiger Bühne. Techniker, Kameraleute und Organisatoren waren seit dem Nachmittag vor Ort, um die letzten Einstellungen vorzunehmen. Dekoration, Aufstellung der Tische und Lichter sorgten für eine besondere Atmosphäre in dem atemberaubend großen Saal.

Abends mussten wir eine Stunde vor der Preisverleihung anwesend sein, um uns auf diesen wichtigen Moment vorzubereiten. Das Tragen von Kleid und Anzug war dringend geboten. Sobald der Saal gefüllt war, fanden sich die verschiedenen Jury-Gruppen vor der Bühne ein. Mehrere Preise werden für verschiedene Filme vergeben und die Jury-Gruppen begeben sich auf die Bühne, um den jeweiligen Preis zu verleihen. Als wir unseren Auftritt hatten, wurde mir die unglaubliche Größe des Saals noch einmal bewusst. Regisseure, Produzenten und Schauspieler waren unterhalb der Bühne. Nachdem wir den Preis der Regisseurin unseres Films übergeben hatten, kehrten wir zu unseren Plätzen zurück. Dann wurde noch ein Foto zusammen mit dem von unserer Jury ausgezeichneten Filmteam gemacht und wir konnten uns mit den sehr freundlichen Schauspielern unterhalten.

Um ungefähr 22 Uhr begann die Abschlussparty. Leider konnte ich nicht allzu lange bleiben. Vor dem Verlassen der Party, habe ich aber noch die Gelegenheit genutzt, mich von den anderen Jugendlichen zu verabschieden, mit denen ich eine ebenso unvergessliche wie bereichernde Woche verbracht habe. Das einwöchige Zusammensein mit Deutschen, die während der ganzten Zeit kein einziges Wort auf Französisch gesagt haben, war für mich auch zusätzliches Sprachtraining. Zudem hat sich meine filmische Bildung deutlich verbreitert. Seitdem ist es mir leichter möglich, Filmszenen zu analysieren und anschließend zu intepretieren. Darüber hinaus habe ich in nur einer Woche mit den anderen Jury-Mitgliedern freundschaftliche Bande geknüpft. Mir bot sich außerdem die Gelegenheit, bei längeren Gesprächen mit Regisseuren und Produzenten näher in Kontakt zu kommen. Für mich, die ich gerne auch beruflich im Filmbusiness arbeiten würde, war diese Woche von besonderem Wert.

Léana Montana

» Artikel in der Saarbrücker Zeitung vom 25. Januar 2018

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