Komödie der Egos

La comédie des égosTheater im Theater ist ein riskantes Unterfangen, aber wenn es gelingt, kann dieser selbstreferentielle Kniff zu einer bewundernswert schwindelerregenden Inszenierung und einer großartigen Choreographie werden. Shakespeare, Corneille, Pirandello…

Eine Inszenierung zu schreiben und aufzuführen, kann beim Publikum zu großer Langeweile führen, wenn die Struktur nicht klar genug herausgestellt wird, weil man sie inhaltlich nicht nachvollziehen kann, und geht dann einher mit einer Auto-Psychoanalyse für den Autor-Regisseur, der fiktiv Regie führt und dabei die durchaus realen Qualen seiner Kreativarbeit offenlegt.

Glücklicherweise bleibt Quelle comédie !, ein Theaterstück über die Entstehung eines Theaterstücks, das von der DFG-Schüler-Theatertruppe mit viel Elan präsentiert wurde, dank Inszenierungsideen sowie Ton- und Lichteffekten immer nachvollziehbar. Man wohnt den Konflikten der Bühnenfiguren bei, ohne den Faden zu verlieren. Die Bühnen-Darstellerinnen und -Darsteller bemühen sich, den Text der jungen Victoire, einer ebenso passionierten wie ängstlichen Dramaturgin, mit Leben zu füllen. Wird Victoires Theaterstück zum Triumph? Dazu wird man Egos bändigen, Kompromisse finden und Harmonie herstellen müssen, wobei diese „undankbare Aufgabe“ von Victoire und ihrer Freundin und Regisseurin Lou bis zum Schluss unablässig wahrgenommen werden muss.

Victoires und Lous bunt zusammengewürfelte Truppe führt trotz aller Unwägbarkeiten den Ball der Egos und den Walzer der Affektiertheiten bis zum letzten Schritt. Als Sahnehäubchen dienen dabei zwei Ausschnitte aus Starmania, einem Spektakel, das seinerzeit ein echter Kampf war und zum absoluten Triumph wurde, und die Selbstreferentialität von Quelle comédie !  noch einmal betont. All dies gelingt bis zum letzten Vorhang auf elegante Weise, ohne in derbe und vorhersehbare Satire zu verfallen.

Theater im Theater ist ein riskantes Unterfangen, kann aber voll und ganz gelingen. Shakespeare, Corneille, Pirandello, Wollny… Wir haben uns gut unterhalten gefühlt. Danke.

Gilles Schneider