Wie sicherlich viele wissen, gibt es innerhalb sowie außerhalb des Gebäudes Kunstwerke von bedeutenden saarländischen Künstlern.
Von außen kommt man an den Stelen des kürzlich verstorbenen Bildhauers Paul Schneider vorbei und im Lehrerkorridor hängen bald wieder frisch ausgetauschte Werke saarländischer Künstler mit freundlicher Leihgabe aus der Landeskunstsammlung des Saarlandes.
In meiner Rolle als Kunstvermittlerin und Kollegin Lukas Kramers traf ich mich kürzlich im DFG mit dem Künstler zum Gespräch.
Anne-Marie Stöhr: Wie kam es zu dem Auftrag hier an der Schule ?
Lukas Kramer: Als der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker ins Saarland kommen sollte, überlegte man, welche Sehenswürdigkeiten man ihm im Saarland vorstellen wollte. Da entschied man sich unter anderem für das Deutsch-Französische Gymnasium, da es ein Alleinstellungsmerkmal hatte. Allerdings war es damals, es muss 1989 gewesen sein, in einem herunter gekommenen Zustand.
Um solchen Peinlichkeiten aus dem Weg zu gehen, wurde der Architekt Bernhard Focht beauftragt, das Gebäude zu sanieren. Er lud Paul Schneider für die Gestaltung des Außenraums und mich für die künstlerische Gestaltung des Innenraums ein.
Diese wurde 1990 fertiggestellt.
Anne-Marie Stöhr: Was hat Dich zu dieser Ausführung bewogen?
Lukas Kramer: Bei einer Besichtigung empfand ich das große Foyer mit einer vorgesetzten schokoladenbraunen Wand und dem eingebauten Windfang wie eine Kiste in der Kiste. Dies waren die Begebenheiten. Mein Wunsch war, Bewegung in den Raum zu bringen.
Bei meiner künstlerischen Atelierarbeit stand die Auseinandersetzung mit der Technischen Welt im Mittelpunkt. Nach vielen „halbgegenständlichen“ Bildern kristallisierte sich die Röhrenform als Synonym für die technische Welt heraus.
(Wie die riesigen Türme der Offshore-Windanlagen oder die Gasrohre für Nordstream an der Ostsee).
Für mich ist das Wandbild ein Dschungel der Röhren. Meine Themenwelt beinhaltete aber auch die Bedrohung durch den kalten Krieg der 80er Jahre mit der Pershing II-Nachrüstung.
Anne-Marie Stöhr: Kannst Du etwas zu der Komposition sagen, Du beziehst Dich ja stark auf die Architektur?
Lukas Kramer: Die runde Form, die aus der Wand hervorsticht, habe ich als plastisches Element gestaltet, als Ausgangspunkt für die Bewegung des Kreisels der auf dem Windfang arretiert ist, um dem Ganzen mehr Dynamik zu geben.
Anne-Marie Stöhr: Und die Neonröhren lesen sich für mich wie Schriftzeichen.
Lukas Kramer: Mit den Neonröhren wollte ich ein modernes Medium für die Schüler einsetzen. Das Neon soll die Spur darstellen, die das Rad hinterlässt.
Anne-Marie Stöhr: Warum hast Du die Farbe Grau gewählt?
Lukas Kramer: Durch die Farbe Grau entsteht eine größere Plastizität, weil das Auge nicht durch eine vielschichtige Farbigkeit abgelenkt wird.
Ich wollte die ursprüngliche schokoladenbraune Wand in eine Scheinräumlichkeit auf die zweidimensionale Fläche führen.
Es sind ja auch kleine flirrende Teile zu erkennen, die die Tiefe zunehmend verdeutlichen.
Anne-Marie Stöhr: Hast Du die Arbeit selbst ausgeführt?
Lukas Kramer: Ja.
Anne-Marie Stöhr: Du bist ja auch kulturpolitisch aktiv und Mitbegründer des Saarländischen Künstlerhauses, Mitglied des Saarländischen Künstlerbundes und des Deutschen Werkbundes und hast viele Ausstellungen kuratiert, Künstler eingeladen und diese dann unter anderem in Berlin ausgestellt.
Lukas Kramer: Es ging mir erstmal darum über die Grenzen des Saarlandes zu schauen, dabei habe ich z.B. ein Ausstellungsprojekt mit dem Titel “Mein Aldi, Mon Cora de Luxeˮ mitinitiiert.
Ein Ausgangspunkt war sicher meine Erfahrung in den Kunstschulen in Trier und Strasbourg. Ich war verblüfft über sehr unterschiedliche Kunstvermittlungsformate in Deutschland und in Frankreich.
Ein zweites Projekt entstand für das Kulturhauptstadtjahr 2007, mit dem Titel “(H)Art an der Grenze“ mit Projekten im Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen, Luxemburg und Belgien.
Anne-Marie Stöhr: Vielen herzlichen Dank für Dein Kommen und das Interview.
Lukas Kramer: Ich habe zu danken, ich wollte schon öfter mal vorbeikommen und mir ansehen, wie es mittlerweile aussieht.
Es hat sich ja ganz gut gehalten. Nur das „Gemüse“ sollte nicht die Arbeit verdecken (lacht).
Lukas Kramer, geboren 1941 in Saarbrücken.
Studium an der Werkkunstschule Trier, der Ecole des Arts Décoratifs Strasbourg, und am Istituto di belle arti, Urbino.
Zahlreiche Einzel-und Gruppenausstellungen im In-und Ausland.
Zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum und in öffentlichen Sammlungen.
Mitglied des Saarländischen Künstlerbundes und des Deutschen Werkbundes.
Der Künstler lebt und arbeitet in Saarbrücken.